Praxisrelevanz der wichtigsten Theorien zum
Führungsstil
|
Überarbeitet:
Ing.Karin Duringer
|
Seminarleiter: Prof. Beyer
|
WS 2000/2001
|
Grund-/Hauptstudium
|
|
|
|
|
Praxisrelevanz
der wichtigsten Theorien
zum Führungsstil
A. Grundlage
 | Zusammenhang zwischen
Führungsstil und Mitarbeiterverhalten empirisch nachgewiesen |
 | => Suche nach dem
idealen Führungsstil, der optimale Leistungseffizienz hervorbringt |
 | "Irgendein Führungsstil
besser als keiner" (Ergebnis der Iowa Studien von Lewin et al.
(1938-40) |
 | Führung beinhaltet
dispositive Rechte, die operative Unternehmensprozesse erst in Gang setzen |
B. Begriffsbestimmung
Führungsverhalten ist
gelebter Führungsstil: situationsabhängige Einflussnahme auf einen Geführten
mit Rückkopplung (top down + bottom up)
C. Einordnung in die
Betriebswirtschaftslehre
 | Betriebliche
Produktionsfaktoren nach Gutenberg (1951) |
 | Systemorientierte
Ausrichtung unter Ulrich (ab 1968): Führung des Gesamtsystems primär,
Mitarbeiterführung sekundär |
 | Aufteilung der Führung
heutzutage: |
Führung
|
Personalwirtschaftslehre: personelle Führungsebene
(Einsatz, Entwicklung, Entgelt)
|
Organisationslehre: strukturelle Führungsfragen
(Arbeitssystem, Hierarchie)
|
D. Theorien zum Führungsstil
1. Eigenschaftstheorien:
Eignung zum Führen aus individuellen psychischen oder physischen
Charakteristika ableitbar. ABER: Keine eindeutigen Kausalitäten messbar
 | Erfolgseigenschaften (Stogdill
1984): soziale Kompetenz und Charakter (Dominanz, Verantwortungsbewusstsein,
Selbstvertrauen) |
- Charismatischer Führungsansatz
(Weber 1963): Einzigartigkeit des Führers, der "Retter"
- Selbstkonzept-Theorie
(Shamir, House et al. 1993) = "transformationaler Führungsansatz":
Begeisterung der Führungsperson für die eigenen Fähigkeiten überträgt
sich auf die Geführten => Veränderungspotential: Implementierung neuer
Visionen, Internalisierung neuer Werte
2. Verhaltenstheorien: Annahme, dass
Mitarbeitererfolg maßgeblich durch das Verhalten des Vorgesetzten bestimmt
wird. Aufteilung in:
 | Idealtypische Führungsstile:
Reintypen, die sich in ein widerspruchsfreies Bild fügen |
- Führungskontinuum (Tannenbaum/Schmidt
1973): autoritativer versus kooperativer Stil
- Klassische Stile
(Abb. kann aus technischen Gründen
bisher nicht dargestellt werden)
Quelle:
Beyer, Horst-Tilo: Personallexikon. R.Oldenbourg.
2. Auflage. 1991. S. 139
 | Realtypische Führungsstile,
die praktisch untersucht werden können. Die Nachforschungen erfolgen in der
Regel auf der Grundlage zweier Parameter: |
Aufgabenorientiert <=>Mitarbeiterorientiert
a. Ohio State Studien (Fleishmann et al. ab 1953): zwei Faktoren
bestimmen Führungsstil des Vorgesetzten
 | Initiation of
structure (Zieldefinition, Motivation, Kontrolle) = Aufgabenorientierng |
 | Consideration (Rücksichtnahme,
Kommunikation, Offenheit, Verfügbarkeit) = Mitarbeiterorientierung |
FAZIT: Am effektivsten führen Vorgesetzte mit knapp überdurchschnittlichen
Initiation of Structure- und Consideration-Werten
b. Michigan Studien (Likert, Katz et al.
ab 1961): siehe Ohio Studien; humanistische Prägung FAZIT:
Mitarbeiterorientierung führt langfristig zu hoher Arbeitszufriedenheit und
mehr Leistung
c. Managerial-Grid-System (Blake/Mouton
1964): siehe Handout "Motivation und Führung"
NEU: Erweiterung um zwei Führungsstile und den Faktor
Motivation
Paternalismus: väterlich netter Vorgesetzter und starke Mitarbeiterkontrolle
Opportunismus: Realisierung eines jeden Stils entsprechend dem persönlichen
Vorteil
Motivation: entweder positiver Leistungswunsch oder negativer Vermeidungswunsch
3. Situationstheorien: Führungserfolg als Frage des
situativen Kontextes, in dem Führung verwirklicht wird; daher Berücksichtigung
der Gruppe, Aufgabe und Führungssituation
a. Kontingenzmodell (Fiedler
ab 1964): Ermittlung des LPC (Least Preferred Coworker)-Wertes: positiv =>
Mitarbeiterorientierung; negativ => Aufgabenorientierung
Dimensionen der Führungssituation:
 | Positionsmacht |
 | Strukturierung der
Aufgabe |
 | Führer-Mitarbeiter-Beziehungen |
FAZIT: Aufgabenorientiert Führende
sind erfolgreich bei sehr günstiger und sehr ungünstiger Situation;
Mitarbeiterorientiert Führende sind bei mittlerer Günstigkeit der Situation
erfolgreich
b. Bereitschaftsgrad-Theorie
Abb. Das situative Modell
der Führung von Hersey/Blanchard: Abb. kann aus technischen Gründen leider
nicht dargestellt werden!
(Hersey/Blanchard 1976, 1979):
Quelle: Hentze, Joachim/Kammel,
Andreas/Lindert, Klaus: Personalführungslehre; Grundlagen, Funktionen und
Modelle der Führung. UTB., 3. Auflage. 1997. S. 31
Neben Aufgabenorientierung und Mitarbeiterorientierung
Berücksichtigung der Bereitschaft der Geführten, die sich aus Fähigkeit und
Bereitwilligkeit zusammensetzt Ziel ist es, den Mitarbeiter über motivierende
Verstärker zur mitarbeiterorientierten Phase der Delegation zu führen
4. Motivationstheorien: menschliches Bemühen abhängig von Motivation,
Wertigkeit der Ziele und Möglichkeiten der Zielerreichung
- Weg-Ziel-Modell (Evans
1970):
 | Grundgerüst ist die
Erwartungstheorie der Motivation |
 | Die Führungskraft hat
begleitende, beratende und belohnende Funktion |
 | Motivationsfähigkeit der Führungsperson
und Motivationslage der Geführten beeinflussen sich reziprok |
Motivation
durch:
Valenz
der Belohnungen
Leistungs-Belohnungs-Erwartung
Anstrengung-Leistungs-Erwartung
|
|
Kontingenzen:
Arbeitsaufgabe
Organisation
Individualität der Mitarbeiter
|
|
|
|
|
Führungsverhaltensstil:
aufgabenorientiert
unterstützend
leistungsmotivierend
partizipativ
|
|
Motivationales Führungsmodell (Neuberger 1976):
Input-Output-Schema ähnlich Evans
ABER: menschliches Verhalten
nicht nur rational bestimmt Motivstruktur für Handlungen nicht hundertprozentig
stabil
Der Geführte sieht ein bestimmtes Verhalten im Führungsstil als für ihn
leistungsbestimmend
E. Vergleich der Führungsstile
|
Eigenschaftstheorien
|
Verhaltenstheorien
|
Situationstheorien
|
Motivationstheorien
|
personelle
Ausrichtung
|
führerzentriert
|
führer/geführtenzentriert
|
geführtenzentriert
|
Nähe zur Wirklichkeit
|
Idealtypen
(deskriptiv, abstrakt)
|
Idealtypen
Realtyen (Studien)
|
konkrete Anleitung für
situative Kontexte
|
realitätsnah
|
Parameter
|
Erfolgseigenschaften
|
Mitarbeiterorientierung
Aufgabenorientierung
|
Gruppe
Aufgabe
Führungssituation
|
Motivation
Zielwertigkeiten
Instrumentalität
|
Dimension
|
eindimensional
|
mehrdimensional
|
Beispiele
|
Charismatischer Führungsansatz;
Selbstkonzept-Theorie
|
Führungskontinuum;
klassische Modelle;
Ohio State Studien;
Michigan Studien;
Managerial
Grid
|
Kontingenzmodell;
Bereitschaftsgrad-Theorie
|
Weg-Ziel-Modell;
Motivationales
Führungsmodell
|
Ergebnis
|
es gibt einen besten Stil
|
es gibt situativ unterschiedliche
beste Stile
|
Literatur
Hentze,
Joachim/Kammel, Andreas/Lindert, Klaus: Personalführungslehre; Grundlagen,
Funktionen und Modelle der Führung. UTB. 3. Auflage. 1997
Korndörfer,
Wolfgang: Unternehmensführungslehre. Gabler. 8. Auflage. 1995
Richter,
Manfred: Personalführung. Schäffer-Poeschel. 3. Auflage. 1994
|